Firma Freytag liefert Pellets mit vollelektrischem Lieferfahrzeug
Firma Freytag liefert Pellets mit vollelektrischem Lieferfahrzeug
Gute Nachrichten für Pelletheizer. Die Jürgen Freytag GmbH & Co. KG aus Warburg hat in die Zukunft investiert und einen ersten E-Sattelzug angeschafft. Seit Anfang Dezember 2024 wird ein Teil der in Hohenwepel produzierten „Börde-Pellets“ regelmäßig mit einem vollelektrischen, kaum hörbaren LKW ausgeliefert. Die Volvo Sattelzugmaschine, 2024 als erster Elektro-LKW als „International Truck of the Year“ ausgezeichnet, verfügt über eine 540kw Batterie und hat, je nach Beladung, eine Reichweite über 350 km.
Eine herausfordernde Investition, denn noch liegt die Reichweite der elektrischen Sattelzüge unter der vergleichbarer Diesel-Zugmaschinen. Und dass es in einem Deutschland auf dem Weg zur Dekarbonisierung, nach wie vor kaum für E-Sattelzüge geeignete Ladestationen gibt, verkompliziert in jedem Fall die Umsetzung.
Der Elektro-LKW der Firma Freytag kehrt hingegen nach beendeter Auslieferungstour zum Betriebsstandort in Warburg-Hohenwepel zurück. Dort lädt er Pellets für die nächste Tour und über Nacht Eigenstrom aus der Photovoltaik-Anlage oder dem mit eigenen Pellets betriebenen Blockheizkraftwerk. So wird in der gesamten Produktionskette – von der eigenen Pellets-Produktion bis zur Auslieferung an den Kunden – nun zu 95% mit nachhaltigen Materialien gearbeitet. So stehen nicht nur die Holzpellets als Produkt, sondern auch der der neue E-Sattelzug als Auslieferungsfahrzeug, hinsichtlich der Umweltbilanz bestens da.
“Wir sind ein innovatives Familienunternehmen, das haben wir schon mit dem Aufbau des Pellets Werkes bewiesen. Der neue E-LKW, der erste von zwei bestellten emissionsfreien Sattelzügen, ist ein weiterer Schritt nach vorne“, erklärt Juniorchef Joris Freytag. „Und dass wir unsere erstklassigen, selbstproduzierten Börde Pellets jetzt auch noch emissionsfrei ausliefern, kommt bei unseren Privatkunden gut an.“
Auf Tour für die Einkaufsgemeinschaft
Eine Einladung zur Mitfahrt auf dem vollelektrischen Sattelzug konnte ich als Koordinator unserer Pellets Einkaufsgemeinschaft daher auf keinen Fall ausschlagen. Und so begann mein Tag kürzlich mit dem Einblasen der bestellten Holzpellets bei Familie Jung in Kassel-Wilhelmshöhe. Die Schläuche liegen bereits, gerade hat der Tankvorgang begonnen. Ich beobachte aufmerksam die Anzeigen der Steuerkonsole. Bei 0,3 bar Einblasdruck rieseln die Pellets leise Richtung Pelletslager. Solange der LKW steht, ist alles wie immer.
Dass der neue Sattelzug ein ganz anderes Fahrzeug ist, als ein in die Jahre gekommener Diesel, ist sofort klar. Leise und kraftvoll beschleunigt der Sattelzug – immerhin noch mit 20to Pellets beladen – auch bergan. Gefühlt zwei Meter über dem restlichen Verkehr gleiten wir auf der Autobahn Richtung Gudensberg dahin. Was Alex für ein phantastischer Fahrer ist, zeigt sich bereits im nächsten Wohngebiet: Dem Navi ist im Detail nicht zu trauen, ein 30to Pellets-Lieferfahrzeug ist schlicht noch einmal einen Meter höher und 5 Meter länger als jedes Müllfahrzeug.
Gefühlt ist hier kein Durchkommen. Alex steigt aus, besichtigt die nächsten hundert Meter zu Fuß. Dann setzt er den LKW zum Wenden zurück und navigiert dabei die Hinterachse gesondert via Fernsteuerung. Mir steht vermutlich der Schweiß auf der Stirn, Alex lacht mich aus. Der Volvo erlaubt dank modernster Technik allzeit Rundumsicht und feinste Navigation – zumindest denen, die ein solches Monster zu Fahren verstehen. Ich habe noch nicht zu Ende gestaunt, da stehen wir schon vor dem Einfamilienhaus der Familie Rath im beschaulichen Gudensberg,
Bei Familie Rath ist alles vorbereitet. Flugs ist die Heizung besichtigt und sind die Schläuche verlegt. Während des Einblasens haben wir Zeit zum Gespräch, Familie Rath reicht Kaffee und Weihnachtsplätzchen. Sie hatten die alljährliche Pellet Bestellung über umfangreichen Urlaubsvorbereitungen einfach vergessen und sind nun sichtlich erleichtert, dass wir sie auf der heutigen Tour kurzfristig dazwischenschieben konnten. Den „Aufpreis“, ein schönes Foto vor dem neuen vollelektrischen Sattelzug, „zahlen“ sie gern (siehe Foto).
Kaum haben wir uns verabschiedet beginnt die Show erneut. Nun navigiert Alex den Sattelzug vermutlich 150 Meter rückwärts zwischen den parkenden Fahrzeugen hindurch. Die Hälse der zuschauenden Anwohner werden immer länger. Und während ich noch staune, vervollständigt er das Lieferprotokoll und tippt die nächste Adresse ins Navigationssystem. Weiter geht die Tour, endlich wieder im Vorwärtsgang. Doch meine Mitfahrt endet, einem üblen Hexenschuss geschuldet, leider früher als geplant.
Trotzdem, ich habe genug gehört, gesehen und erlebt, um einen ersten eigenen Eindruck vom neuen Lieferfahrzeug zu gewinnen und hier schildern zu können. Und sie werden es gemerkt haben, ich bin gleichermaßen beeindruckt wie begeistert vom neuen E-Sattelzug.
Zwar kann es im Momente aus logistischen noch keine Gewähr geben, die eigene Bestellung tatsächlich mit dem Stromer geliefert zu bekommen. Aber natürlich liefert Freytag seine Börde Pellets künftig auch nach Nordhessen bevorzugt mit dem neuen E-Volvo aus. Sie dürfen gespannt sein.
Text und Fotos: Martin Schuler, Dezember 2024